Schülerakademien sind Treffen von knapp zwei Wochen für Schüler, die vor allem Eines gemeinsam haben: Sie sind neugierig und lassen sich leicht begeistern. Das durfte ich diesen Sommer an der JGW-Schülerakademie in Papenburg miterleben.
Eine Akademie besteht aus sechs Kursen, die unterschiedlichsten Fachgebieten angehören, wie bei mir zum Beispiel Mathematik, Bioinformatik, Medizin, Jura, Geschichte und Sozialwissenschaften. Jeder Kurs besteht aus etwa sechzehn Teilnehmern der Oberstufe und zwei meist jungen Kursleitern, die oftmals selber als Schüler auf einer Akademie gewesen sind. Jeden Tag gibt es zwei Kurseinheiten, in denen Wissen auf vielfältige Weise vermittelt wird, und die kursfreie Zeit mit den sogenannten kursübergreifenden Aktivitäten (küAs). Das sind Angebote, die von Leitern und Teilnehmern freiwillig angeboten werden, und Sport, Vorträge, Diskussionen, Spiele, Sprach-Crashkurse und vieles mehr sein können. Dank der küAs konnte jeder sowohl seinen individuellen Interessen nachgehen als auch eigene Ideen einbringen und somit Leute finden, die sich mit Ähnlichem beschäftigen. An einzelnen Tagen gibt es außerdem Ereignisse, die von der Akademieleitung für alle organisiert werden, wie Ausflüge, Spieleabende, gemeinsames Grillen oder die „Rotation“: An diesem Tag stellte jeder Kurs den anderen vor, was bisher erarbeitet wurde. Dank der Themenvielfalt waren alle begeistert dabei und tauschten sich angeregt aus.
Dass diese Organisation sehr schöne individuelle Erfahrungen ermöglicht, wusste ich vorher nicht. Und so war ich vor der Abreise sehr aufgeregt. Denn ich wusste nicht, was auf mich zukommt. Daher war es paradoxerweise sehr hilfreich, dass sich von den Teilnehmern fast niemand kannte, weil es einen offenen Umgang ermöglicht, wenn es noch keine Gruppen und Cliquen gibt. Besonders beeindruckt haben mich die Menschen, die ich auf der Akademie traf: Jeder Einzelne war leidenschaftlich beim Lernen und Verstehen dabei und es herrschte eine sehr entspannte Atmosphäre. Auch einige Ereignisse sind mir sehr deutlich in Erinnerung geblieben. Dazu gehört die Mondfinsternis, bei der alle gemeinsam am See saßen, ferner die küA „Mathe vor’m Kuchen“, wobei die Leiter des Mathekurses in exakt 13 Minuten zwei Logikrätsel stellten, deren Lösung beim anschließenden Nachmittagskaffee angestrengt gesucht wurde. Sehr interessant fand ich auch die Einblicke in das Asylrecht und die politische Situation im Iran seitens des Jura-Kurses. Die emotionalste Zeit waren jedoch die letzten Stunden vor der Abreise. Am Abend davor fand ein „Bunter Abend“ statt mit Chor und Instrumenten, Spielen, einem humorvollen Theaterstück, einer amüsanten Quizshow, einem tiefgründigen Gedicht und anderer Unterhaltung. Anschließend konnte man den Anderen Abschiedsbriefe schreiben und traf sich dann mit dem eigenen Kurs am See im Angesicht der Sternbilder. Am letzten halben Tag gab es die offizielle Verabschiedung, die so organisiert wurde, dass jeder jedem ein letztes Wort sagen konnte.
Insgesamt war die Schülerakademie eine sehr wertvolle Erfahrung, die wichtige Folgen für meine Studienwahl haben wird und viele neue Freundschaften aufgebaut hat. – Iago Ungerer-Fraga