Mit diesem Aufruf endete unser Gang über das Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau. Er ist in drei Sprachen – auf Deutsch, Hebräisch und Englisch – zu lesen auf dem Grabmal, das nach der Befreiung des Konzentrationslagers auf dem Aschegrab von jüdischen Häftlingen in unmittelbarer Nähe des Krematoriums errichtet wurde. Damit ist der Aufruf das Vermächtnis derjenigen, die an diesem Ort gelitten haben und gestorben sind.

Alles das, was von uns nicht vergessen werden soll, erfuhren die Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen bei ihrem Besuch der Gedenkstätte am 11. Februar sehr eindrucksvoll. Sie lernten ein System kennen, das grausam und mörderisch war und dabei auf völliger Willkür beruhte. Wer das Konzentrationslager Dachau als Häftling durch das Tor mit der zynischen Aufschrift „Arbeit macht frei“ betrat, geriet in einen rechtsfreien Raum. Die Rechtlosigkeit des Einzelnen zeigte sich in der Brutalität der Strafen, den medizinischen Experimenten, der systematischen „Vernichtung durch Arbeit“ und den Exekutionen. Sie zeigte sich aber auch in den zahlreichen Möglichkeiten der SS-Wachmannschaften, das Leben der Häftlinge im Alltag zur Qual zu machen: Wenn die Rasierklinge, mit der diese geschoren wurden, absichtlich stumpf war. Wenn das Wasser für die Toiletten in den Einzelzellen im Bunker einfach abgestellt wurde. Wenn der kontrollierende Wachmann eine Strafmeldung machte, obwohl das Bett penibel nach allen Vorgaben gemacht wurde.

All das ist heute nicht mehr sichtbar. Das Wissen darüber verdanken wir den Erinnerungen einzelner Häftlinge, die uns auf unserem Rundgang vorgestellt wurden. Diese Erinnerungen bezeugen die Menschenverachtung des nationalsozialistischen Regimes. Sie bezeugen aber auch, wie sich die Häftlinge mit Solidarität und Zusammenhalt gegen diese Menschenverachtung stemmten.

„Vergiss nicht!“ wird damit zur doppelten Aufforderung: Vergiss nicht, was hier in Dachau passiert ist – und damit in unserer Heimat, nur eine halbe Stunde von Freising entfernt. Und: Vergiss nicht, was geschieht, wenn Rechtsstaatlichkeit ausgehöhlt wird, wenn Spaltung und Ausgrenzung an die Stelle von Miteinander und Zusammenhalt in einer Gesellschaft rücken.

Nicht zuletzt korrespondiert das „Vergiss nicht!“ mit dem „Nie wieder!“, das wir zu Beginn unseres Besuchs auf dem Mahnmal im vorderen Teil der Gedenkstätte lesen konnten. Dieses „Nie wieder!“ ist das Fundament unseres Staates. Es ist der Geist, der unser Grundgesetz durchzieht. Es ist damit Verpflichtung für uns alle – heute in unserer Zeit.

Thomas Fischer

NEUIGKEITEN