
Machtdemonstration und Größenwahn
Wenn die NSDAP zwischen 1933 und 1938 einmal im Jahr zum Reichsparteitag nach Nürnberg rief, dann hatte dieses Ereignis wenig mit dem zu tun, was heute auf Bundesparteitagen geschieht. Reichsparteitage dienten weder der Wahl einer neuen Führungsmannschaft noch der Festlegung von Grundsatz- oder Wahlprogrammen, sondern einzig und allein dem Zweck, die nationalsozialistische Ideologie zu verbreiten: Die propagierte "Volksgemeinschaft" sollte erfahr- und erlebbar werden, der "Führer" Adolf Hitler gefeiert und die Zuschauer durch militärische Paraden und Vorführungen auf den Krieg eingestimmt werden.
Für uns heute ist die Faszination eines solchen Ereignisses nicht mehr ohne Weiteres nachvollziehbar, doch hilft ein Besuch im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, die Mechanismen der NS-Propaganda zu verstehen. Die Ausstellung in der Kongresshalle und einige Stationen auf dem Gelände waren daher das Ziel einer Exkursion der Geschichtskurse der Q12 am vergangenen Montag, bei der die Schülerinnen und Schüler die Gegebenheiten vor Ort teils mit Fragebogen bewaffnet erkundeten und teils in Führungen präsentiert bekamen. Für den Weg über das riesige Areal waren Ausdauer und gute Schuhe gefragt, doch werden auf diese Weise auch die Dimensionen des nationalsozialistischen Größenwahns deutlich, und bei der Betrachtung der Überreste der Großbauten konnte die Frage nach einem sinnvollen Umgang mit diesen Ruinen in unserer Zeit diskutiert werden.