
Gesetzgebung live erleben
Die Jugendkriminalität in Bayern soll bekämpft werden, und die Fraktion der Konservativen hat dazu einen Gesetzesentwurf in den Landtag eingebracht. Er sieht schnellere Gerichtsverfahren, Alternativen zum Jugendarrest und neue Sozialarbeiterstellen vor. Ist das nötig? Ist das sinnvoll? Sollte nicht besser an ganz andere Stelle angesetzt werden?
Darüber diskutierten am 1. Juli die Schülerinnen und Schüler der Klassen 10c, 10d und 10e, die in die Rollen der Abgeordneten der fiktiven Parteien Die Konservativen, Die Freien, Die Sozialen und Die Ökologischen schlüpften. Beim Planspiel "Der Landtag sind wir!", das vom Centrum für angewandte Politikforschung der LMU an Schulen in Bayern veranstaltet wird, lernen die Jugendlichen den Gesetzgebungsprozess im Freistaat kennen, indem sie ihn exemplarisch nachvollziehen. In den vier Fraktionen und ebenso vielen Ausschüssen wurde kritisch nachgefragt, leidenschaftlich argumentiert und auch mal gestritten: Wie viele neue Jugendrichter werden wirklich benötigt? Was soll ein "Erziehungscamp" genau sein, und weckt der Name nicht die falschen Assoziationen? Hat es Sinn, die zeitnahe Eröffnung von Institutionen in ein Gesetz zu schreiben, wenn die Immobilien dafür erst gebaut werden müssen? Wie so oft, steckte auch hier der Teufel gern im Detail.
In der Schlussphase des Planspiels, als die Abgeordneten sich zur Abstimmung im Plenum trafen, zeigte sich, dass unsere Schülerinnen und Schüler deutlich kompromissbereiter sind als das große Vorbild – möglicherweise natürlich deswegen, weil sie nicht um ihre Wiederwahl fürchten müssen. Jedenfalls: Der modifizierte Gesetzesentwurf wurde einstimmig angenommen.