– Franz Kafka, Briefe 1902-1924

Am Dienstag, den 23.01.2024, begaben wir, die Schülerinnen und Schüler des Deutschkurses d2 der Q12, uns unter der Leitung der Kurslehrkraft Frau Damskis auf eine Exkursion nach München.

Das erste Ziel der Exkursion war die Villa Stuck für eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Werken des berühmten Autors Franz Kafka, der vor 100 Jahren gestorben ist. Vorab, im Unterricht, war bereits die abiturrelevante Thematik erarbeitet worden, sodass eine 2-stündige Führung durch die Ausstellung mit dem Titel „Kafka: 1924“ auf den bestehenden Kenntnissen aufbauen konnte.

Die Führung „Kafka, Kunst und kreatives Schreiben – von der Kunst zu(m) Schreiben“ hatte Workshopcharakter und bot auch die Möglichkeit zur aktiven Teilnahme. Während des Rundgangs verfassten die Schülerinnen und Schüler unter Anleitung der Museumspädagogin Susanne Theil und der Literaturvermittlerin Tina Rausch eigene Kurzromane und erstellten Zeichnungen zu einem ausgewählten Textausschnitt aus „Die Verwandlung“. Dabei wurden ausgestellte Kunstwerke wie Fotografien und auch weitere Werke Kafkas eingehend behandelt, die allesamt von den Thematiken Ohnmacht, Scham und Ausgeliefertsein geprägt sind. Besonders im Gedächtnis geblieben ist der Begriff „kafkaesk”, welcher von Kafkas Namen abgeleitet ist und eine absurde Situation beschreibt, mit der man im Alltag unter Umständen immer wieder konfrontiert wird, auf die man aber keinen Einfluss hat und die aussichtslos und damit unheimlich wirkt. Derartiges lässt sich in den Werken von Kafka gehäuft finden und wird außerdem von Autor*innen und Künstler*innen, die sich an Kafka anlehnen, zum Beispiel in Form von Kunstwerken oder Erzählungen aufgegriffen. Die Dudenredaktion hat das Wort sogar in das deutsche Wörterbuch mitaufgenommen.

Rückblickend betrachtet waren die kreativen Bestandteile und der produktive Umgang mit Literatur während der Exkursion äußerst spannend. Die anfängliche Skepsis, eigene Werke vorzustellen, wich dem Interesse, sich auch mit Arbeiten der Mitschüler:innen zu beschäftigen.

Anschließend besuchten wir die Ausstellung „Verbotene Bücher“ im Literaturhaus München, die die Geschichte der Zensur beleuchtet, also das Verbot bestimmter Bücher durch übergeordnete Instanzen. Eingeleitet wurde das Thema mit in Plastik eingeschweißten Büchern, die somit für den Leser und auch für den Besucher unzugänglich waren.

Im ersten Teil der Ausstellung wurde ein direkter Bezug zu München und Bayern hergestellt, wo es in vergangenen Jahrhunderten wie in anderen Regionen zahlreiche Bücherverbote gab. Dies wurde uns beispielsweise an einem Brief von Thomas Mann veranschaulicht, der aufgrund persönlicher Meinungsabweichungen zum Verbot eines literarischen Werkes seinen Austritt aus dem Zensurbeirat bekannt gab. Anschließend konnten wir in drei mit den Begriffen „Religion“, „Moral“ und „Politik“ überschriebenen Ausstellungsbereichen näher erkunden, aus welchen Gründen auch heutzutage noch Bücher verboten werden. Oft ist ausschlaggebend, dass Herrscher oder Instanzen die eigene Macht sichern sowie die Kontrolle über Menschen erlangen wollen, indem sie die Informationsquellen einschränken und somit nur bestimmte Wertvorstellungen vermitteln. Die Ausstellung stellte dazu jeweils einige von Zensur betroffene Werke und die Aussagen von Autoren, zu denen beispielsweise auch der aufgrund eines Buches verfolgte Schriftsteller Salman Rushdies gehört, in den Vordergrund. Von zahlreichen weiteren zensierten literarischen Werken bekamen wir durch Informationen zur Zeit und zum Ort des Verbots einen Eindruck. Dabei konnten wir sehen, dass auch einige uns gut bekannte Bücher von Zensur betroffen waren oder sind. Dazu gehört beispielsweise je ein Band aus den Reihen „Gregs Tagebuch“, das in Tansania im Jahr 2023 aufgrund der angeblichen Propaganda für LGBTQ+-Werte entgegen traditionellen Ansichten verboten wurde, sowie aus „Harry Potter“, das in Teilen der USA zur Jahrtausendwende wegen vermeintlichen Verstoßes gegen christliche Ideale zensiert wurde. Somit wurde uns verdeutlicht, dass Zensur nicht nur ein Thema der Vergangenheit, sondern auch noch Teil der Gegenwart ist.

Am Ende blieb uns noch etwas Zeit, in einige „verbotene Bücher“ hineinzulesen und einen genaueren Eindruck zu gewinnen. Damit endete ein schöner Exkursionstag, der uns den Stoff des Deutschunterrichts um einiges nähergebracht hat und uns definitiv in Erinnerung bleiben wird.

Lina Bachmann und Lukas Blaschke

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