Am Gare de l’Est in Paris erwarteten die französischen Familien und Schüler:innen des Collège Albert Camus in Alfortville zusammen mit ihrer Lehrerin Mme Anquetil die deutsche Austauschgruppe des JoHo um Frau Krach und Frau Summer, um sie für die Austauschwoche willkommen zu heißen. Großzügig finanziell unterstützt wird die Reise, die unter dem Motto „Arts et culture à Paris – nicht nur im Lehrbuch“ stand, vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW / OFAJ), dessen Aufgabe es ist, die Verbindungen zwischen jungen Menschen in Deutschland und Frankreich auszubauen und ihr Verständnis füreinander zu vertiefen.

Viele Familien bereiteten ihren Gästen bereits am Wochenende nicht nur einen herzlichen Empfang mit leckeren Köstlichkeiten, sondern hatten für das Wochenende attraktive Ausflüge aller Art vorbereitet. Überrascht blickten die Schüler:innen am folgenden Montag auf die Eingangstür des Collège: Wie bei allen französischen Schulen ist die Schule von einer hohen Mauer umgeben, und das Tor erinnerte nicht wenige an ein Gefängnis. Den Vormittag verbrachten die Schüler im Unterricht: Deutsch, Französisch, Mathe, Technologie und Sport standen auf dem Stundenplan. Wegen der Erkrankung von Lehrkräften konnte die ursprüngliche Einteilung nicht eingeteilt werden, und so erlebten die deutschen Schüler:innen, was „allez en perm“ heißt: Die französischen Schüler:innen wurden einfach in einen Aufenthaltsraum geschickt; der Unterricht wurde nicht vertreten. Im Deutschunterricht wurden die Gäste mit einbezogen: Die Franzosen stellten sich kurz auf Deutsch vor, die deutschen Gäste auf Französisch, sehr zum Beifall ihrer Gastgeber, die sie zu ihrem guten Französisch beglückwünschten. Im Französischunterricht gerieten die Schüler:innen freilich an ihre Grenzen, da die Lehrkraft dort „60 Minuten wie ein Wasserfall“ redete.

Obwohl Métro und RER bestreikt wurden, sich mancherorts wegen des Streiks der Müllabfuhr der Abfall türmte und viel demonstriert wurde, waren die Pariser Sehenswürdigkeiten gut erreichbar. Die Kathedrale Notre-Dame, die im Augenblick nach dem Brand 2019 in einer Großbaustelle renoviert wird, das Centre Pompidou, Hôtel de Ville und der Louvre mit seiner Glaspyramide, der Arc de Triomphe wie auch der moderne Triumphbogen la Grande Arche de la Défense, Sacré-Coeur und der Eiffelturm durften bei dem Parisbesuch nicht fehlen. In vorbereiteten Kurzreferaten stellten die JoHo-Schüler:innen diese Klassiker vor Ort vor. Am beeindruckendsten fanden die Schüler:innen allerdings die modernen Attraktionen, die dieses Jahr erstmals Teil des Austauschprogramms waren, nämlich der Besuch des Atelier des Lumières und FlyView Paris. Das Atelier des Lumières ist ein einzigartiges Kunstzentrum für interaktive, mit Musik und Videos unterlegte Ausstellungen klassischer Werke. Die Gruppe erlebte eine immersive Ausstellung zu Chagall und Paul Klee, bei der die Werke mit 140 Videoprojektoren auf den Boden sowie auf über zehn Meter hohe Wände projiziert wurden. Bei FlyView Paris ging es mit einem Virtual-Reality-Headset in einem Jetpack zu einem Flug über Frankreich. Unter anderem warteten der Mont Blanc, der Pont du Gard und der Mont Saint Michel auf die Schüler:innen. Sogar der Wind in den Haaren war zu spüren!

Besonders hervorzuheben sind auch die gemeinsamen Ausflüge mit den Austauschpartnern, die an drei Tagen stattfanden. Im 13. Arrondissement erwartete alle eine sehr interessante, englischsprachige Führung zum Thema Street Art, da in diesem Bezirk monumentale Wandmalereien die Hauswände in ein wahres Freilichtmuseum verwandeln. Die bekanntesten Streetartkünstler der Welt wie Seth, FAILLE, Obey, C215 oder Fairey haben dort ihre Werke hinterlassen. Unser Guide Laurent erklärte verschiedene Maltechniken, wies auf Finessen der Perspektive hin und erklärte die Geschichte hinter den Motiven. An die Führung schloss sich für die Woche ein kleines Projekt an: Die beiden Austauschpartner zeichneten gemeinsam ein Motiv, das sie verbindet oder das sie besonders interessant fanden und das sie sich an einer Hauswand vorstellen konnten.

Eine große Anzahl an Skeletten und ausgestopften Tieren erwartete die Gruppe in der Grande Galérie de Paléonthologie und Grande Galérie de l’Évolution. Seinen krönenden Abschluss fand der Austausch mit der gemeinsamen Bootsfahrt auf der Seine, der allen viel Spaß machte.

Bald erfolgt der Gegenbesuch, aus Fremden wurden Freunde, und so freuen sich alle, die Kontakte bald vertiefen zu können!

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