Wenn man an Italien denkt, kommt einem automatisch der bekannte Stiefel in den Sinn. Er stellt eine markante Form auf der europäischen Landkarte, die jedes Kind spielend leicht entdecken wird, wobei die Augen sicherlich strahlen, wenn es an Urlaubserinnerungen mit der gesamten Familie denkt. Die meisten Kinder – und so geht es wahrscheinlich auch unseren Schülerinnen und Schülern – haben in Italien vielleicht sogar zum ersten Mal im Leben das Meer gesehen und damit eine Erinnerung geschaffen, die für immer bleiben wird. Eng verknüpft mit der italienischen Lebensart ist der Begriff „dolce vita“, was bedeutet, es sich gut gehen zu lassen und unbeschwert in den Tag hineinzuleben. Arbeit spielt keine Rolle und Stress verschwindet einfach. Diese Feinheiten anderer Kulturen kennenzulernen, ist eine Idee hinter „Erasmus+“. In der Woche vor den Faschingsferien konnte das Joho zum ersten Mal eine europäische Partnerschule empfangen und so einen innereuropäischen Austausch anbahnen.

11.02.2023 – Ankunft der italienischen Gäste

Am Samstag, den 11.02.2023 war es endlich soweit. Um kurz nach Mitternacht empfingen Herr Behringer und fünf Schülerinnen und Schüler des Wahlkurses „Erasmus plus“ die italienischen Gäste, die nach einer 14-stündigen Zugfahrt ziemlich erschöpft aber glücklich am Bahnhof Freising ankamen. Die fünfköpfige Schülergruppe wurde von den beiden Lehrerinnen Francesca Guzzi und Angela Pronesti begleitet. Nachdem sich die Kinder beim ersten direkten Kontakt noch etwas zaghaft und schüchtern zeigten, wurden sie sehr herzlich von den Gastfamilien in Empfang genommen, um für eine Woche die typisch deutsche Lebensweise kennenzulernen. Herr Behringer brachte die beiden Lehrkräfte ins Pallotti-Haus, wo sie sich während der gesamten Woche sehr wohlfühlen konnten.  

12.02.2023 – Erster Tag in den Familien

Heute war für die italienischen Gäste erst einmal Ankommen und Eingewöhnen angesagt. Da erst ab Montag Programmpunkte vorgesehen waren, stand den Kindern der Sonntag zur freien Verfügung. Und es war schön zu sehen, dass sich die deutschen und italienischen Schülerinnen und Schüler spontan verabredeten, um Freising und Umgebung zu erkunden. Ein Foto in der gemeinsamen WhatsApp-Gruppe zeigte, dass die Müdigkeit und Schüchternheit des Vortags verflogen war und alle mit Vorfreude auf die gemeinsame Woche blicken konnten. Im Anschluss verbrachten die italienischen Gäste die Zeit wieder bei den Familien, die sich sehr viel Mühe gaben, ihnen einen angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen. Auch die typischen bayerischen Speisen fanden Anklang, wie während der kompletten Woche immer wieder berichtet wurde.

13.02.2023 – Besuch der Gedenkstätte Dachau

Heute stand der Besuch der Gedenkstätte Dachau auf dem Programm, der die dunklen Seiten der deutschen Geschichte aufzeigen sollte. Nach der Begrüßung durch die Schulleiterin Frau Räde um 8 Uhr wartete auf alle 9. Klassen und unsere italienischen Gäste schon der Bus, der uns zum Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers brachte. Auch wenn vieles dort nicht mehr erhalten ist, vermittelte der Rundgang, den Frau Limbrunner für die italienischen Schüler:innen anleitete, doch einen nachhaltigen Eindruck von den Zuständen im Lager zur Zeit der NS-Herrschaft.

14.02.2023 – Projektarbeit

Am heutigen Dienstag stand zunächst eine Schulhausführung, angeleitet von Herrn Behringer, auf dem Programm. Dabei bekam die italienische Schülergruppe einen ersten Eindruck von unserem „Joho“ mit all seinen Räumen und Verwinkelungen. Besonders hoch im Kurs stand die Sternwarte, die dank der hervorragenden Arbeit von Herrn Kern ein regelrechtes Alleinstellungsmerkmal darstellt. Auch beim Blick ins Lehrerzimmer waren die Kinder beeindruckt von der Größe der Schule. Auch die Schüler-Lese-Bücherei war einen Besuch wert und die Kinder wollten es sich gleich in den einladenden Lesesesseln gemütlich machen, was jedoch aufgrund des straffen Programms nicht möglich war. Und wie heißt es so schön: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

So legten wir im Klassenzimmer auch zügig los und stellten uns erstmal gegenseitig vor, um anschließend zum Bereich „Fast Fashion“ zu arbeiten. Dabei gingen wir zuerst in die Aula, um uns ausbreiten zu können, denn wir wollten visualisieren, wie viele Klamotten jeder einzelne in seinem Kleiderschrank hat. Sowohl die italienischen Gäste als auch die Schülerinnen und Schüler des Joho mussten im Vorfeld des Treffens ihre Kleiderschränke auf die Anzahl einzelner Kleidungsstücke hin überprüfen – es wurde quasi Inventur gemacht und die Zahlen gingen weit auseinander. Um einen visuellen Eindruck zu erhalten, stellten sich die Kinder entsprechend der Anzahl der jeweiligen Kategorie auf – es kam Schwung in die Veranstaltung. Am Ende konnten eindeutige „Gewinner“ gekürt werden. Wir waren uns alle einig, dass ein jeder von uns beim Blick in den Kleiderschrank ob der großen Auswahl an möglichen Outfits teilweise überfordert scheint. Manchmal ist weniger eindeutig mehr!

15.02.2023 – München entdecken

Heute machten wir uns gleich um 8 Uhr auf nach München, um Bayerns Landeshauptstadt zu besichtigen. Zwar war es sehr kalt, aber die Sonne schien und so waren perfekte Bedingungen gegeben. Nach der Ankunft in München machten wir uns vom Bahnhof auf, um einen Second-Hand-Laden zu besuchen. Dort wurde uns bewusst, dass diese Art von Läden alles andere als „verstaubt“ sind, denn die Auswahl an coolen Klamotten zu fairen Preisen war enorm. Für uns alle war dieser Besuch eine bereichernde Erfahrung und wir konnten die Einsicht erzielen, dass es Alternativen zum Online-Shopping oder zu bekannten Läden gibt. Im Anschluss bot Herr Behringer für die Gruppe eine Stadtführung mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten an. Auch das Glockenspiel am Rathaus sorgte für Begeisterung. Gerade die italienischen Gäste, die das erste Mal in München waren, konnten sich sehr für diese Stadt begeistern und auch unsere Schüler hatten viel Freude. Nach einer Freizeit von zwei Stunden, dabei konnten die gemischten Gruppen Zeit miteinander verbringen, machten wir uns gegen 15 Uhr auf den Rückweg nach Freising.

16.02.2023 – Häuser auf Stelzen und Besuch im Café „Übrig“

Nachdem wir bei unserer Fahrt im Dezember 2022 nach Pamplona bereits einen Expertenvortrag zum Thema „Passivhaus“ erhalten hatten, wollten wir uns innerhalb unserer Gruppe weiterhin mit der Zukunft des Wohnens beschäftigen. Wir hatten das große Glück, einen Experten zum Thema „Stelzenhäuser“ für uns gewinnen zu können, den Freisinger Architekten Volker Herzog. Und es zeigte sich sehr schnell, dass Herr Herzog mit seiner ruhigen und gewinnenden Art sehr schnell einen Draht zu den Kindern fand. Es gelang ihm, durch eine sehr anschauliche Präsentation seine Idee von zukünftigen Wohnformen – die keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zu bereits bestehenden Möglichkeiten darstellten sollten – vorzustellen. Und man merkte Herrn Herzog wirklich an, dass er liebt, was er tut und dass es ihm ein Anliegen ist, unseren Kindern bei diesem englischsprachigen Vortrag innovative Ideen zu vermitteln.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Mensa fand anschließend der Besuch im Café „Übrig“ statt, einem Café, das es sich zum Ziel gesetzt hat, Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen. Nach einem sehr lehrreichen Vortrag durften wir angebotene Säfte verkosten und waren uns alle einig, dass wir diesen so zukunftsträchtigen und innovativen Laden gerne nochmals besuchen wollen.

Am Abend traf sich eine Gruppe von Lehrkräften zum sogenannten „Kollegenstammtisch“ im „Augustiner“, um mit den beiden italienischen Begleitlehrkräften die bayerische Wirtshauskultur zu leben und sich auszutauschen.

17.02.2023 – letzter Tag am Joho

Dieser letzte Tag der gemeinsamen Projektwoche war geprägt von einer größeren Evaluations- und Erarbeitungsphase. Ziel war es, die angebahnten Projekte noch fertigzustellen und vor allem auch zu präsentieren. Dabei zeigte sich die hohe Motivation der Schülerinnen und Schüler auf ein Neues, denn sie erarbeiteten tolle Projekte in internationalen Gruppen. Durch einen längeren Fragebogen sollte die Woche evaluiert werden, um Verbesserungen am Programm durchführen zu können und generell Eindrücke von Schülerseite zu sammeln. Die Ergebnisse waren sehr positiv und das Programm fand hohe Zustimmung bei allen Beteiligten.

(Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.)

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