
Mit Skorpionen und Spinnen auf Tuchfühlung
Am Donnerstag, den 10.07.2025 war es endlich wieder so weit. Unser langjähriger Gastdozent Herr Werdan kam ans Joho zu den 9. Klassen. Wenn man die Schülerinnen und Schüler beobachtet, wenn sie den Vortragsraum betreten, sind Reaktionen von „Ih“, „Ah“ und „Oh“, aber auch Fluchtverhalten zu beobachten, weil auf dem Tisch in der Mitte des Raums die Häute von verschiedenen Spinnen liegen.
An den vier Wänden sitzend lauschen die Schülerinnen und Schüler in ruhiger Atmosphäre den Worten von Herrn Werdau. Dieser spricht schnell - ohne Punkt und Komma-, weil er so viel zu berichten hat und die Zeit knapp bemessen ist.
Herr Werdan hat viele Gliedertiere im Gepäck, so die bis zu 20 cm lange Stabheu-schrecke mit ihren zwei Stummelflügeln, eine Mexikanische Rotknie-Vogelspinne, liebevoll Frau Schmidt genannt, zwei Skorpion-Arten, zwei Gottesanbeterinnen, die bekanntere grüne Form und eine Orchideenmantis. Aber auch eine schwarze Witwe und zwei Schlangenarten sind dabei.
Er berichtet von einer Expertenrunde, die vor einem halben Jahr mit 200 Teilnehmern stattgefunden hat und in der er lernen durfte, dass zwar alle Insekten sechs Beine, aber nicht alle Spinnen acht Beine haben, wie die allgemeine Lehrmeinung lehrt. Ein Teilnehmer untersuchte Springspinnen und diese besitzen nur sechs Beine. Dieses Wissen hat er gleich zu Beginn geteilt.
Während Herr Werdan mit einem Tier an den Schülerinnen und Schülern vorbei läuft und diese das Tier fotografieren können, berichtet er aus dessen Leben und stellt Fragen.
Die Schwarze Witwe ist eine nur wenige Millimeter große, giftige Spinne, die ihre Giftigkeit durch den rotgezeichneten Hinterleib signalisiert. Allgemein bekannt ist, dass sie nach der Paarung ihr Männchen frisst. Aber worin besteht der Nutzen für dieses Verhalten? Die Schwarze Witwe benötigt ein bestimmtes Eiweiß aus dem Körper des Männchens, das wie Bauschaum die Eier schützt. Sie braucht das Männchen auch als Nahrungsquelle, da sie nur bei trockenen Wetter Insekten fangen kann und zur Eiablage mehr Energie braucht. Herr Werdan kommentiert das Verhalten der Schwarzen Witwe mit folgenden Worten: „Da bekommen die Sprichwörter „Ich hab dich zum Fressen gern“ und „Liebe geht durch den Magen“ gleich eine völlig neue Bedeutung…“
Ein Afrikanischer Kaiserskorpion ist an die 10 cm groß und hat kräftige Scheren. Er sieht richtig gefährlich aus, obwohl sein Stich nicht gefährlicher ist als ein Wespenstich und dazu 10mal weniger giftig. Dagegen sieht der kleine Wüstenskorpion aus dem Oman überhaupt nicht spektakulär aus. Er ist hellbraun, hat dünne, schmale Scheren und einen dickeren Hinterleib, aber er ist sehr giftig. Da er in der Wüste nur wenig Nahrung findet, muss jeder Stich beim Beutefangen Erfolg bringen. Herr Werdan kommentiert dazu, dass die kleinen immer die giftigsten sind, wie bei den Menschen auch…
Die Gottesanbeterin wartet mit ihren mit Widerhaken versehenen Fangarmen still bis sich ein Beutetier nährt, um dann blitzschnell mit den Fangarmen vorzuschnellen und die Beute zu fangen. Herr Werdan veranschaulicht dies mit einem Heimchen, einer kleinen Grille. Zuvor versichert er den Schülerinnen und Schülern, dass Gliedertiere keinen Schmerz verspüren und so lebend verfüttert werden dürfen. Mit bloßen Händen hält er sie der Gottesanbeterin hin, die sich diese Gelegenheit nicht entgehen lässt. Während sie das Heimchen verspeist, läuft Herr Werdan an den SuS vorbei und sie machen ihre Fotos. Dabei erzählt er, dass Gottesanbeterinnen ihre Männchen nicht erst nach der Paarung verspeisen, sondern währenddessen. Bei erfolgter Kopulation beginnen die Weibchen am Kopf des Männchens, dieses zu fressen. So kann es nicht mehr fliehen. Dabei findet die Abgabe der Spermien statt. Sie frisst nun so weit wie es ihr gelingt, sich zu verbiegen. Kommt sie nicht mehr hin, fällt der Rest auf den Boden und bleibt Futter für die Ameisen.
Eine sehr schöne florale Art der Gottesanbeterin ist eine Orchideenmantis. Laut Lehrbüchern lebt sie zu 90% auf Orchideenblüten und zu 10% auf Orchideenästen. Herr Werdan hat aber beobachtet, dass es umgedreht ist, was ja auch Sinn ergibt, sehen sie doch aus wie Orchideenblüten und diese wachsen an der Sprossachse.
Obwohl es in erste Linie um Gliedertiere geht, zeigt Herr Werdan die Mimikry lieber eindrucksvoll an zwei Schlangen: Die Königsnatter ist eine Würgeschlange und im Vergleich zur Korallenotter ungiftig. Herr Werdan hat da auch gleich wieder ein Spruch parat: „Die Reihenfolge schwarz-hell-rot – das bringt den Tod. Schwarze Ringe dazwischen, dann kann sie nur zischen“.
In den letzten zehn Minuten dürfen die Schülerinnen und Schüler die Tiere anfassen. Frau Schmidt, die Vogelspinne läuft dabei mit Schritten wie Wattestäbchentupfer von Hand zu Hand. Die Schlangen sind ein beliebtes Fotomotiv, aber auch der Afrikanische Kaiserskorpion wird von mutigen Mitmenschen auf die Hand genommen. Nur die giftigen Tiere bleiben in ihren Boxen, damit sich niemand verletzt.
Es war ein sehr anschaulicher Vortrag. Die Schülerinnen und Schüler waren begeistert und Herr Werdan von unserer Schülerschaft sehr angetan. Er konnte ihre Aufmerksamkeit und Mitarbeit loben. Eine gelungene Sache für alle Beteiligten.